“Ich möchte eine Therapie, die für mich am besten passt!“

Bei Lungenkrebs: testen

Krebszellen weisen genetische Unterschiede auf, die als Angriffspunkte für gezielte Therapien genutzt werden können. Voraussetzung dafür ist ein Test des Tumorgewebes auf solche genetischen Veränderungen.

Merkzettel

Warum bei Lungenkrebs getestet werden sollte

Krebs entsteht, wenn aus gesunden Zellen durch genetische Veränderungen Tumorzellen werden. Diese können dann wuchern und sich im Körper ausbreiten. Tumorzellen weisen dabei bestimmte genetische Unterschiede auf und diese können in einigen Fällen als Angriffspunkte für eine gezielte Therapie genutzt werden.

Dafür stehen seit einiger Zeit neuartige Medikamente zur Verfügung, die gezielt an einzelnen genetischen Veränderungen von Tumorzellen angreifen. Es hat sich gezeigt, dass diese zielgerichteten Therapieansätze bei vielen Patienten bessere Erfolgsaussichten bieten als eine Chemotherapie.

Die Anwendung zielgerichteter Krebstherapien setzt jedoch voraus, dass zuvor ein molekularpathologischer Test des Tumorgewebes durchgeführt wird. Dabei wird untersucht, ob in den Tumorzellen genetische Veränderungen vorhanden sind, die das Tumorwachstum beeinflussen und für die es ein passendes Medikament gibt.

Mehr zur zielgerichteten Medizin

Nach der Untersuchung des genetischen Profils von Tumoren können diese gezielter angegriffen werden. Verwendet werden dabei Wirkstoffe, die in zelluläre Prozesse eingreifen, die durch genetische Veränderungen entstehen. In der Krebstherapie wird die zielgerichtete Medizin unter anderem zur Behandlung von Brust-, Lungen- und Hautkrebs sowie bei bestimmten Leukämieformen eingesetzt.

Was getestet wird

Durch die Bestimmung sogenannter Biomarker lassen sich innerhalb der Tumorzellen Moleküle identifizieren, die als Angriffspunkte für zielgerichtete Medikamente dienen. Wenn Sie Näheres über moderne Lungenkrebs-Diagnostik erfahren möchten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Er kann Ihnen weitere Informationen geben und die Möglichkeiten mit Ihnen besprechen.

Was ist ein Biomarker?

Biomarker sind Zellen, Proteine oder Gene in Tumoren, die sich in Körperflüssigkeiten wie Blut oder im Gewebe nachweisen lassen. Sie ermöglichen Rückschlüsse auf Krankheiten oder auf Varianten einer Krankheit, beispielsweise besondere Krebsarten.

Warum werden Biomarker in der Krebsdiagnostik eingesetzt?

Mit Biomarkern lässt sich zum Beispiel herausfinden, ob eine bestimmte Therapie bei einer bestimmten Krebsart wirken kann. Manche Biomarker ermöglichen außerdem eine Abschätzung der Prognose über ein mögliches Rezidiv (Rückfall) und die voraussichtliche Tumorentwicklung.

Kennt die moderne Medizin Biomarker für alle Krebsarten?

Nein, aber in vielen Fällen werden Biomarker benutzt, um die passende Therapie zu finden. Beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs lassen sich bei mehr als der Hälfte der untersuchten Patienten Biomarker nachweisen, die – wenn auch teilweise vorerst noch im Rahmen klinischer Studien – therapeutisch bedeutsam sein können.

Mehr zu Biomarkern

Biomarker in der Diagnosik

Patient

Gewebe oder Blutprobe

Analyse und Bestimmung von Biomarken

Auswahl der personalisierten Behandlung gemäß Biomarker

Biomarker sind ein wichtiger Baustein der zielgerichteten Medizin. Im Rahmen der Diagnose werden unter anderem Gewebe- oder Blutproben auf bestimmte organische Substanzen untersucht – etwa besondere Zellen, Gene oder Proteine. Solche Biomarker können zum Nachweis einer Erkrankung herangezogen werden. Zudem kann mittels Biomarker-Test vor der Behandlung untersucht werden, ob ein Medikament bei einem Patienten voraussichtlich eine Wirkung erzielen wird.

Nachweisbare genetische Veränderungen beim Lungenkrebs

Zur Behandlung von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs stehen in der Praxis Medikamente zur Verfügung, die gezielt bei bestimmten genetischen Veränderungen eingesetzt werden.

EGFR - Wachstumsfaktorrezeptor auf der Oberfläche vieler Zellen. Kann bei einer aktivierenden Mutation eine Zellwucherung auslösen.

ROS1 - Ähnlich wie bei ALK kann dieses Molekül das Wachstum von Krebszellen auslösen, wenn es durch Fusion mit einem anderen Gen dauerhaft aktiviert wird.

ALK - Ein Rezeptor unbekannter Funktion, der bei Erwachsenen nur in wenigen Geweben nachzuweisen ist. ALK kann jedoch eine Wucherung von Zellen auslösen, wenn es durch Fusion mit einem anderen Gen, zum Beispiel EML4, dauerhaft aktiviert wird.

PIK3CA - Ein Enzym, das an der Signalübertragung in der Zelle beteiligt ist und Wachstumssignale transportiert. Kann durch eine Mutation des PIK3CA-Gens überaktiviert werden.

KRAS - Protein im Inneren von Zellen, welches Wachstums- und Zellteilungssignale vermittelt. Kann bei einer Mutation ebenfalls ein unkontrolliertes Zellwachstum bewirken.

FGFR1 - Wachstumsfaktorrezeptor, der bei einer Mutation des FGFR1-Gens eine Überaktivität auslösen kann.

BRAF - Enzym, das an der Signalübertragung für das Zellwachstum beteiligt ist. Eine Mutation des BRAF-Gens kann zu einer Überaktivierung des Signalwegs und unkontrolliertem Zellwachstum führen.

PD-L1 - Ein Enzym, dass die körpereigene Immunreaktion unterdrückt. Vermehrtes Auftreten von PD-L1 auf Tumorzellen kann dazu führen, dass das Immunsystem die Krebszellen nicht mehr als 'körperfremd' erkennt und somit auch keine Abwehrmechanismen entwickelt.

HER2 - Wachstumsfaktorrezeptor, über den Wachstumssignale ins Innere der Zelle geleitet werden. Bei Veränderungen im Bereich des HER2-Gens befinden sich auf den Tumorzellen besonders viele Wachstumsfaktorrezeptoren, wodurch die Krebsentwicklung angeregt wird.

NTRK - Eine genetische Veränderung, die auftritt, wenn ein Stück des Chromosoms, das ein Gen namens NTRK enthält, abgetrennt wird und sich mit einem Gen auf einem anderen Chromosom verbindet. NTRK-Genfusionen führen zu abnormalen Proteinen, den so genannten TRK-Fusionsproteinen, die das Wachstum von Krebszellen verursachen können.

MET - Wachstumsfaktorrezeptor auf der Zelloberfläche, über den die Signale des so genannten Hepatocyte Growth Factor (HGF) weitergeleitet werden.

Mehr zu genetischen Veränderungen

Wie getestet wird

Bei Verdacht auf Lungenkrebs sind in der Regel einige diagnostische Untersuchungen erforderlich. Ein zentraler Bestandteil ist in der modernen Lungenkrebstherapie auch die molekularpathologische Analyse des entarteten Lungengewebes. Sie lässt sich grob in drei Schritte einteilen: Biopsie, Laboruntersuchung, Auswertung.

Biopsie

Für die molekularpathologische Analyse ist es ideal, Gewebeproben zu gewinnen. In der Regel findet die Biopsie in einem spezialisierten Krebszentrum oder in der Klinik statt. Nach einem Krebsbefund kann auch eine erneute Biopsie notwendig werden, um die Art des Tumors genauer zu bestimmen.

Untersuchung im Labor

Anhand einer mikroskopischen Untersuchung der Proben kann ein Pathologe (Facharzt, der unter anderem auf die Beurteilung von Gewebeproben spezialisiert ist) die Erkrankung genauer charakterisieren (z. B. kleinzelliger oder nicht-kleinzelliger Lungenkrebs). Außerdem wird das Gewebe auf Biomarker und genetische Veränderungen untersucht. Dazu werden bestimmte Moleküle aus Zellen der Probe aufbereitet und analysiert oder die Proteine werden direkt auf Gewebeschnitten nachgewiesen.

Auswertung

Die Ergebnisse der molekularen Analysen werden dem behandelnden Arzt zur Verfügung gestellt. Er entscheidet dann, welche Behandlung unter Berücksichtigung der Analysen am erfolgversprechendsten ist.

Gut zu wissen

Die entnommene Probe bleibt auch nach der Biopsie Eigentum des Patienten. Eine langfristige Lagerung oder eine spätere Nutzung der Probe zu Forschungszwecken darf deshalb nicht ohne Ihre Zustimmung erfolgen.

Mehr zur Untersuchung

Gewebeprobe

Entnahme einer Gewebeprobe aus dem Tumor zur molekularen Untersuchung auf Biomarker.

Weiterführende Informationen

Wissenschaftliche Referenzen